Andrew Lahde von Lahde Capital Management hatte seine Fonds in 2008 mit einem Plus von über 1.000 % geschlossen, den Anlegern ihre Gelder zurück gezahlt und in einem offenen Brief der gesamten Branche die Maske runter gerissen. Sein veröffentlichter Abschiedsbrief ist ein wahrer Genuß: Out of Office - Die Abrechnung.
Sehr geehrter Anleger,
heute schreibe ich nicht, um zu prahlen. Das wäre völlig unangemessen,
da so viele leiden. Ich will auch nicht weitere Vorhersagen abgeben. Die
meisten meiner früheren Prognosen sind eingetroffen oder werden gerade
Realität. Ich schreibe vielmehr, um mich zu verabschieden.
Im
"Wall Street Journal" wurde jüngst ein Hedge-Fonds-Manager, der gerade
seinen 300 Mio. $ schweren Fonds auflöst, mit den Worten zitiert: "Was
ich über das Hedge-Fonds-Geschäft gelernt habe? Dass ich es hasse." Das
kann ich so unterschreiben.
Ich habe das Spiel wegen des
Geldes mitgemacht. Die Low-Hanging Fruits - sprich: die Idioten, deren
Eltern für Yale und den Harvard-MBA blechen - warteten nur darauf,
gepflückt zu werden. Diese Leute waren (häufig) wirklich die Ausbildung
nicht wert, die sie (angeblich) erhalten haben, aber sie stiegen
trotzdem in Unternehmen wie AIG, Bear Stearns und Lehman Brothers sowie
in alle Ebenen unserer Regierung auf. Dieses die Aristokratie stützende
Verhalten machte es mir letztlich nur einfacher, Leute zu finden, die
dumm genug waren, meine Verluste auszugleichen.
Gott segne Amerika.
Ich habe viel zu vielen Menschen für
meinen Erfolg zu danken, aber ich will auch nicht wie ein
Hollywoodschauspieler bei einer Dankesrede klingen. Das Geld war mir
Lohn genug. Außerdem wissen die zahllosen Leute, denen Dank gebührt,
dass sie gemeint sind.
Ich werde kein Geld mehr für andere
Leute oder Unternehmen verwalten. Ich habe genug damit zu tun, mich um
mein eigenes Vermögen zu kümmern. Einige Leute meinen, meinen Nettowert
annähernd ausgerechnet zu haben, und wundern sich vielleicht, dass ich
mit einer so verhältnismäßig kleinen Kriegskasse aussteige. Aber das ist
in Ordnung, ich bin zufrieden mit dem, was ich bekommen habe.
Sollen
doch andere ein neun-, zehn- oder elfstelliges Vermögen anhäufen. Aber
bis dahin ist ihr Leben nichts wert. Ein Termin nach dem anderen, immer
drei Monate im Voraus ausgebucht, im Januar zwei Wochen Urlaub, wo sie
die ganze Zeit auf ihren Blackberry starren. Und wozu? In 50 Jahren sind
sie doch ohnehin alle vergessen. Niemand wird sich an Steve Ballmer,
Steven Cohen und Larry Ellison erinnern. Dieses ganze Getue, ein
Vermächtnis zu hinterlassen, verstehe ich nicht. Fast jeder wird
vergessen, also versucht doch gar nicht erst, euch unsterblich zu
machen. Werft den Blackberry weg, und genießt das Leben!
Das
war's dann also, ich steige aus. Bitte erwarten Sie auf E-Mails oder
Anrufe keine Reaktionen. (...) Ich habe kein Interesse an irgendwelchen
Geschäften, für die mich andere gewinnen wollen. Zum Markt habe ich
wirklich nicht viel zu sagen, außer dass es noch eine Weile,
möglicherweise auf Jahre hinaus, schlimmer wird. Ich bin zufrieden,
außen vor zu bleiben und abzuwarten. Auf diese Weise haben wir
schließlich auch aus dem Subprime-Debakel Geld gemacht. Jetzt habe ich
die Zeit zu genesen - von all dem Stress, den ich mir in den vergangenen
zwei Jahren aufgebürdet habe wie schon in meinem ganzen Leben. Denn
immer musste ich mit denen konkurrieren, deren Vorteile (sprich: reiche
Eltern) ich nicht hatte. Möge das Leistungsprinzip Teil der neuen,
unbedingt erforderlichen Regierungsform werden.
Was die
US-Regierung anbelangt, hätte ich einen Vorschlag. Zunächst möchte ich
auf die offensichtlichen Fehler aufmerksam machen: In den vergangenen
acht Jahren wurden dem Kongress wiederholt Gesetzentwürfe vorgelegt, die
den räuberischen Kreditvergabepraktiken der jetzt meist nicht mehr
existenten Institute Einhalt geboten hätten. Diese Kreditinstitute haben
mit schöner Regelmäßigkeit die Säckel beider Parteien gefüllt, und als
Gegenleistung lehnten diese Gesetze ab, die den einfachen Bürger
schützen sollten. Das ist ein Skandal, aber niemanden scheint es zu
kümmern, oder niemand scheint auch nur darüber Bescheid zu wissen.
Seit
Thomas Jefferson und Adam Smith hat es kaum einen würdigen Philosophen
gegeben - oder zumindest keinen, der sich auf die Verbesserung unseres
Regierungssystems konzentriert hätte. 200 Jahre lang hat der
Kapitalismus funktioniert, doch die Zeiten ändern sich, und Systeme
werden korrupt. George Soros, ein Mann von unermesslichem Reichtum, hat
gesagt, er wolle als Philosoph in Erinnerung bleiben. Mein Vorschlag
wäre, dass er ein Forum sponsert, in dem kluge Köpfe ein neues
Regierungssystem ausarbeiten, das auch wirklich die Interessen des
einfachen Mannes vertritt. Gleichzeitig sollten Anreize geschaffen
werden, die so verlockend sind, dass auch die Besten und Gescheitesten
bereit sind, eine Regierungsfunktion zu übernehmen, ohne dass sie
mithilfe von Korruption ihre Interessen und ihren Lebensstil fördern
müssten. (...) Ich glaube, es gibt eine Lösung, aber in jedem Fall ist
das System derzeit eindeutig kaputt.
Nicht zuletzt möchte ich auf
eine alternative Lebensmittel- und Energiequelle aufmerksam machen:
Hanf. Man wird ihn in keiner Werbung von BP oder ADM erwähnt finden,
aber Hanf wird seit mindestens 5000 Jahren zur Fertigung von Stoffen und
Lebensmitteln genutzt und für so ziemlich alles, was aus
Mineralölerzeugnissen hergestellt wird. Hanf ist nicht Marihuana und
umgekehrt. Hanf ist die männliche Pflanze und wächst wie Unkraut. Die
erste amerikanische Flagge wurde aus Hanffaser gefertigt, und unsere
Verfassung wurde auf Papier gedruckt, das aus Hanf hergestellt worden
war. Noch im Zweiten Weltkrieg bediente sich die US-Regierung seiner und
erklärte es nach dem Sieg prompt für illegal.
Warum ist es in
einer Zeit, in der immer und überall darüber gesprochen wird, in Sachen
Energie unabhängiger zu werden, illegal, diese Pflanze in diesem Land
anzubauen? Ach ja, da ist ja die weibliche Pflanze. Das Übel. Marihuana.
Es macht high, bringt einen zum Lachen, verursacht keinen Kater. Im
Gegensatz zu Alkohol führt es nicht zu Kneipenschlägereien oder
verprügelten Ehefrauen. Warum also ist diese harmlose Pflanze illegal?
Ist sie eine Einstiegsdroge? Nein, das wäre Alkohol, der in diesem Land
so heftig beworben wird. Meiner Ansicht nach ist Hanf illegal, weil
Amerikas Unternehmen, die den Kongress in der Hand haben, viel lieber
süchtig machende Medikamente verkaufen, als das private Züchten einer
Pflanze zu erlauben, das keinen Gewinn in die eigenen Kassen spült.
Dieses Vorgehen ist lächerlich. Es hat dazu beigetragen, dass wir von
Energiequellen im Ausland so abhängig sind. Andere Länder lachen sich
über die Dummheit unserer Politik kaputt, vor allem Kanada und einige
Nationen in Europa. In den US-Medien merkt man davon nichts, denn sie
ignorieren das Thema. Bitte, Leute, hört auf zu reden und fangt an,
darüber nachzudenken, wie wir wirklich Selbstversorger werden können.
Ich empfehle mich hiermit und wünsche viel Glück.
Mit freundlichen Grüßen
Andrew Lahde